Ein halbes Jahr hat Florian Graf als Stipendiat der ZF Kunststiftung im Turm des Zeppelin Museums in Friedrichshafen gewohnt und aus seinem Fenster das spektakuläre Lichtspiel auf dem Bodensee beobachtet. Die verschiedenen Lichtstimmungen, die funkelnden Lichter und blinkenden Signale, aber auch Märchen und Sagen vom Bodensee, haben den Künstler zu einem ortsspezifischen Kunstprojekt inspiriert: Er träumte davon, einen Leuchtturm oder besser gesagt eine turmartige, skulpturale Installation auf dem Bodensee auf Wanderschaft oder vielleicht auch auf eine Irrfahrt gehen zu lassen. „Ein Leuchtturm ist ja normaler Weise ein fest verankertes Gebäude, das nachts den Schiffen den Weg weist. Wenn ein Leuchtturm – normalerweise eine Immobilie – auf einmal mobil und selbst zum „Schiff“ wird, dann entsteht ein Sinnbild, ein Bild, das reflektiert und beleuchtet. Handelt es sich um ein orientierungsbringendes Kunstwerk, eine wegweisende Skulptur, um ein intervenierendes Irrlicht oder einfach um einen schönen Irrtu(r)m“, beschreibt Florian Graf seine Projektidee. „Ich male ein kinetisches Bild, immer in Bewegung, immer an einem neuen Ort, immer (fort)schreitend, so wie die im permanenten Fluss befindlichen Daten unserer globalen Welt.“
„Ghost Light Light House“ hat der Künstler das Projekt getauft. Ghost Light, das Irrlicht, Light House, der Leuchtturm, viele Konnotationen schwingen bei diesem Titel mit: Irrlicht und Geisterschiff. Da denkt man unwillkürlich an den Fliegenden Holländer. Und so Florian Graf: „Light kann sowohl leicht als auch Licht bedeuten. Wenn ein schweres Haus leicht wird und mit seinem Licht auf Reisen geht, entwickelt sich eine poetische Kraft, die hoffentlich Dialoge entfacht.“ Mittlerweile ist der Leuchtturm Wirklichkeit geworden. In der vergangenen Woche wurde die turmartige skulpturale Installation im Hafen von Ultramarin Meichle und Mohr in Gohren gebaut. Am 8.9., dem kommenden Samstag, soll der Leuchtturm zum ersten Mal auf Wanderschaft gehen. Zwischen 11 und 12 Uhr wird der Leuchtturm vor der Uferpromenade von Friedrichshafen kreuzen. Anschließend ist das Kunstprojekt zwischen 13 und 17 Uhr zu Gast beim Sommerfest der Zeppelin Universität.
Weitere Fahrten sind geplant. Doch wann der Turm wo sein wird? Das verrät der Künstler nicht. „Kunstwerke sind Organismen, die eine Eigendynamik entwickeln können.“ An einem Tag könnte er vor Langenargen sein, am nächsten bereits an einem anderen Ort, in Deutschland, Österreich oder der Schweiz.